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Mythen rund um den Hund

Mythen rund um den Hund

An dieser Stelle finden Sie wechselnde Beiträge über Hunde und hundliches Verhalten, die trotz neuester Erkenntnisse der Verhaltensbiologie immer noch für Verunsicherung unter Hundehaltern sorgen.
Der Mensch muss immer zuerst aus dem Haus gehen, um seinen Status als Rudelführer klarzustellen
Diese weit verbreitete Meinung beeinhaltet gleich zwei Irrtümer: Erstens spielt es für den Hund absolut keine Rolle, wer wann oder wo zuerst läuft und zweitens kann ein Mensch niemals Rudelführer sein!
Für einen Caniden (ob Hund, Wolf oder Wildhund) ist es völlig irrelevant, wer aus dem Rudel vorangeht, in der Mitte oder hinten läuft. Allerdings folgen alle Rudelmitglieder den Leittieren, sprich den Eltern, auch wenn diese zunächst eine Position in der Mitte ihrer Familie innehaben, drehen die Jungtiere sofort ab, sobald diese die Richtung wechseln. Sollte nun z. B. Winter sein, einhergehend mit Schneefall, verzichtet der Leitwolf gerne darauf, den "Schneeschieber" für das Rudel zu spielen und schont seine Kräfte für wirklich wichtige Aufgaben wie Futterbeschaffung, Verteidigung seiner Familie etc.
Wenn Sie eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihrem Hund aufgebaut haben, ist es Ihrem Tier absolut egal, wer zuerst aus der Tür tritt!
Ein Mensch kann niemals Rudelführer sein? Ja, denn Rudelstrukturen bilden sich nur unter der eigenen Art!
Der Hund wurde bereits durch die Mutterhündin geprägt, d. h. er weiß, dass er ein Hund ist und kein Mensch. Zwar fühlt sich ein gut sozialisierter Hund seinen Menschen zugehörig und wird sich auch ins Familienleben integrieren, aber er ist sich dessen bewusst, dass er einer anderen Art angehört.
Aber auch wenn Sie nicht als Rudelführer agieren können, so nehmen Sie dennoch für Ihren Hund eine große Vorbildfunktion ein, deren Sie sich bewusst sein sollten! Ihr Hund wird sich gerne an Ihnen orientieren, wenn Sie in seinen Augen souveräne Führungsqualitäten zeigen. Nur wenn Ihr Hund Zweifel an Ihrer natürlichen Dominanz hegt. wird er sich versucht fühlen, seinerseits die Führung zu übernehmen.
Hunde sollten ihre Menschen und ihr Grundstück verteidigen
Erstaunlicherweise empfinden viele Leute ein solches Verhalten ihres Hundes als völlig normal obwohl sie in anderen Situationen absoluten Gehorsam erwarten. Wie soll der Hund nun wissen, ob er eigenständig entscheiden oder erst auf eine Anweisung seines Menschen hin aktiv werden soll? Jeder Hund wird - wenn er auf sich gestellt ist - die ihm gestellte Aufgabe wahrnehmen und sein Territorium bewachen, ggf. auch seinen Menschen, falls dieser in seinen Augen keine Führungsqualitäten aufweist. Allerdings setzt diese Eigenverantwortlichkeit einen Hund unter Stress, da er eine Rolle übernimmt, die ihn eindeutig überfordert, denn in einem menschlichen Umfeld - in dem unsere Hunde nun einmal leben - kann ein Canide niemals die Führung übernehmen!
Wenn Ihr Hund keine Anzeichen zeigt, sie zu verteidigen sondern sich darauf verlässt, dass sie die Situation regeln, zeugt das von einem vertrauensvollen Verhältnis.
Dominante Hunde dürfen niemals einen erhöhten Liegeplatz innehaben
Zuerst einmal stellt sich die Frage, wie der Begriff "Dominanz" zu definieren ist.
Den "dominanten Hund" gibt es nicht! Zwar kann es sein, dass ein Hund in bestimmten Situationen ein dominantes Verhalten zeigt, allerdings bedeutet das keinesfalls, dass er deshalb die "Herrschaft" übernehmen möchte.
Ob ihr Hund auf der Couch liegt oder im Bett nächtigen darf, hat keine Auswirkung auf seinen Respekt ihnen gegenüber!
Der Mensch sollte stets vor dem Hund essen und diesem jederzeit sein Futter wegnehmen können
Nachhaltig halten sich o. g. Ansichten unter Hundehaltern obwohl Erkenntnisse aus der Wolfs- und Wildhundeforschung längst das Gegenteil belegen: Unter wild lebenden Caniden existiert keine Futterrangordnung! Dem Rudelmitglied, welches zuerst ein Stück der Beute ergattert, wird dieses nicht streitig gemacht - unabhängig von dessen Status innerhalb der Gruppe. Aufgrund dieser Tatsache wird offensichtlich, dass es keinen Sinn macht, dem Hund seinen Futternapf wegzunehmen, denn für ihn ist diese Maßnahme schlichtweg unverständlich! Und ebenso spielt es für den Hund keine Rolle, wer im Haushalt zuerst sein Futter zu sich nimmt. Falls Ihr Hund also seinen Napf verteidigt, zeigt er aus verhaltensbiologischer Sicht ein völlig normales Verhalten, welches Sie als Halter akzeptieren sollten, statt sich auf unnötige Machtkämpfe einzulassen die die Beziehung zu Ihrem Hund belasten.
Knurren bedeutet Aggression
Leider wird diese Meinung seit Generationen wieter verbreitet - entgegen den Erkenntnissen der Verhaltensforschung an Wölfen und Wildhunden. Fiepen, Jaulen, Bellen, Knurren und andere Lautäußerungen sind Bestandteile der Kommunikation unter Caniden und dienen - neben körpersprachlichen Signalen - der Verständigung. Wenn ein Hund knurrt bedeutet das nicht zwangsläufig, dass er die Absicht hat zu beißen! Er möchte lediglich auf seine Weise vermitteln, dass ihn die Situation überfordert, er warnt und wird i. d. R. keine Konfrontation suchen, wenn seine Drohsignale verstanden werden und der Mensch sich dementsprechend verhält, also z. B. den Blickkontakt meidet.
Das Knurren eines Hundes muss stets im Zusammenhang mit dessen Körpersprache betrachtet werden, um Rückschluss auf die Ursache dieses Verhaltens zu ziehen. Bellen und Knurren sind Lautäußerungen, die Hunde auch im Spiel bzw. zur Aufforderung desselben zeigen, dies selbstverständlich ohne aggressiven Hintergrund!
Ich möchte Sie eindringlich davor warnen Ihrem Hund das Knurren zu untersagen, denn langfristig gesteht die Gefahr, dass Ihr Hund diese natürliche Eskalationsstufe übergeht und stattdessen direkt zubeißt.